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DE Köln – Pop / Acoustic Rock / Deutsche Texte / Folk Pop
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Frank-Peter Neu Musikproduktion & Verlag
Ab67616d0000b273467f7e674dc5f07062bafe85 Fremdportrait Album 2015
Bajasch Musik
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Kölner Stadtanzeiger vom 19.02.2015 „DAS LEBEN BESSER NICHT VERSTEHEN“ ZEEZOUT Die Band steht für anspruchsvollen Deutschpop – sie mischt ihre Musik mit Gedichten und Hörspielsequenzen KLANGPROBE von Uli Kreikebaum Das Schlafzimmer mit den gelben Vorhängen ist Studio und Poesiewerkstatt.

Hinter dem Bett steht ein Harmonium, an den Wänden hängen Gitarren, Sitar und Banjo, ein Mikro ragt schwarz ins Herz des Raums. Hier lebt Michael Sapp für die Musik. In den vergangenen dreieinhalb Jahren meistens mit Nils Timm. So lange haben die zwei am Debüt „Fremdportrait“ ihrer Gruppe ZEEZOUT gearbeitet.

Dächte man in Kosten-Nutzen-Kategorien, dann wäre „Fremdportrait“ eine der aufwendigsten und wohl aussichtslosesten Plattenproduktionen Kölns. Aber es geht bloß um das, was ZEEZOUT – niederländisch: Meersalz – für den gebürtigen Holländer Timm bedeutet: Erotik, Liebe Traurigkeit.

Nils Timm (50) lebt seit Teenagertagen für die Kunst. Schreibend – er hat Gedichtbände und ein Kinderbuch veröffentlicht, im Moment arbeitet er an einem Entwicklungsroman über die Popmusik der 80er Jahre. Zeichnen – früher hat er Ausstellungen gemacht, inzwischen kritzelt er lieber für sich: „Auf Vernissagen mit dem Gelaber habe ich nicht so die Lust.“ Musizierend und komponierend schließlich – in der Jugend galt er klar als Talent. Längst spielt Timm viele Instrumente, elf sind es auf der Platte. „Mein Tag ist gut strukturiert“, sagt er. „Schreiben, Musik, Zeichnen, Kinder, ist alles eingeteilt.“ Der Autist, der kein Autist war? „Tja, öh, vielleicht.“
Das Leben ist bisweilen wunderschön – Man darf nur nicht versuchen, es zu verstehen – Den einen Tag, da greifst Du voll ins Klo – tags darauf schwebst Du im Himmel, irgendwo. In ihren eingängigsten Momenten wie bei „Rosalie“ erinnern ZEEZOUTs Lieder an Blumfeld oder Tocotronic. Doch die Gruppe will musikalisch mehr. Sapp ist Kunstfilmmusiker, der sich mit Ton und Tasteninstrumenten auskennt und tausendstimmige Klangeppiche mischen kann. „Alles sollte organisch sein“, sagt Sapp. „Für die Handclaps haben wir die Leute von der Straße hier in die Bude gezerrt“, sagt Timm.

WAS FEHLT IST DAS, WAS BLEIBT

Die Gruppe mischt ihren melancholischen Deutschpop mit Timms Gedichten und Hörspielsequenzen, die von Schauspielern wie Christoph Kamcke (früher im Ensemble von Peter Stein) und Günther Heitzmann gelesen werden. Fest zur Formation gehören Sängerin Susanna Welsch (ehemals bei der Independent-Band LOST IN MEKKA) und Kontrabassist Christian Hinz, zahlreiche Musiker und Sprecher haben „für eine Pizza“ Parts auf der Platte eingespielt; auch Timms Kinder sind zu hören.

Die vielen Stimmen machen das Album nicht leichter verdaulich. Wer öfter hört, der mehr versteht. In Sythen, einer Ballade mit 298 Tonspuren, die in ein düsteres Hörspiel mündet, heißt es: „Denn ich kann doch nur lesen/Wie es wirklich nichtwar/Und all das, was fehlt, ist, was bleibt/Und alles, was ist war nie wahr.“ Der Mensch ist also zum Scheitern verurteilt. Man kann das ironisch, nihilistisch und traurig kommentieren, oder auch sehnsuchtsvoll, romantisch immer ein kleines bisschen hoffend. All das tut ZEEZOUT.

Wenn die Combo ihre Platte am 21. März bei der „Mülheimer Nacht“ in der Lindgens-Kantine vorstellt (zwei Sets: 21.30 und 23 Uhr), werden „wir die Zuhörer nicht 60 Minuten mit Depressionen und schwer Verdaulichem zukleistern“, verspricht Timm.
Kürzlich haben Timm und Sapp mit Frank-Peter Neu & Fründe einen Mix aus kölschen Hits eingespielt, die Platte ist im Bajasch-Musikverlag erschienen. Im Portfolio der Musiker befinden sich auch beinahe leichte Lieder. Nils Timm sagt, er sei seit Jahrzehnten auf der Suche nach dem perfekten Popsong. Die Suche ist sein Leben, sie kann nicht ganz aussichtslos sein, auch wenn man das Leben besser nicht versteht. Das Album „Fremdportrait“ ist bloß der Auftakt einer Trilogie.

DIE BAND
Nils Timm (50), Texte, Gesang, Gitarren, Schlagzeug, Bass und diverse Blasinstrumente, lebt in Ehrenfeld. Michael Sapp, Tasteninstrumente, Perkussion und Produktion, lebt wechselnd in Dresden und im Belgischen Viertel. Zu ZEEZOUT gehören zudem die Kölner Sängerin Susanna Welsch und Christian Hinz, der Kontrabass, E-Bass und Violoncello spielt. (uk)

www.zeezout.de
www.bajasch-musikverlag.de

NACHGEFRAGT

Wir sind Sie zur Musik gekommen?
NILS TIMM: Meine Mutter hat rund um die Uhr gesungen. In der Wohnung war immer Musik. Ich habe mit vier mit musikalischer Früherziehung angefangen, Glockenspiel und Flöte waren Damals hip. Vom Konfirmationsgeld habe ich mir ein Schlagzeug gekauft.

Welche Musik lief im Elternhaus?
TIMM: Bach, Brahms, Smetana, Schubert, Schumann, Dvorak und Mozart, Mozart, Mozart.

Ihr erstes selbstgekauftes Album?
TIMM: The Beatles, „Live at the Hollywoodbowl“, 50 Prozent Gekreische, 50 Prozent Musik. Hat 11,90 Mark gekostet, die Plastikfolien mit den Preisschildern habe ich drangelassen. Die nächsten 20, 30 Platten waren dann auch von den Beatles.

Warum Beatles und nicht Stones?
TIMM: Ich schätze die Stones, habe aber glaube ich keine Platte von denen. Die Beatles haben sich von den gängigen Musikstandards verabschiedet. Sie haben mit dem Akkordschema gebrochen, extrem viele Instrumente eingebunden – sie waren viruos.

Welche Songs hätten Sie gern selbst geschrieben?
TIMM: „The inner light“ und „Your bird can sing“ sowie „Here, There and everywhere“ von den Beatles, das sind versteckte Perlen. Und „Es ist an der Zeit“, das Hannes Wader interpretiert hat. Ein menschenfreundliches Lied gegen den Krieg.

Das beste Konzert, das Sie bislang erlebt haben?
TIMM: Die bulgarischen Frauenchöre im Tanzbrunnen 1990 und Paul McCartney in der Köln-Arena 2003. Die Frauenchöre, weil sie aus dem Tonsystem des westlichen Abendlandes, das auf Bachs Klaviersonaten aufbauten, ausbrechen: Sie wählen einfach Viertel- oder Achteltonschritte oder fließende Übergänge, so ähnlich wie indische Musik, die sich um unsere Rhythmen nicht schert. Kate Bush und Peter Gabriel haben später mit den Chören gearbeitet. Das McCartney-Konzert war so toll, weil meine Frau damals unseren Sohn Paul im Bauch hatte.

Die Fragen stellte Uli Kreikebaum