Viele Jahre schmort die Band Theodicy im eigenen Saft, jeder Besetzungswechsel wirft zurück, man geht autodidaktisch ungerade Wege, kämpft um seine Leidenschaft gegen die Widerstände des Lebens. Die Isolation in der Metal-Diaspora hat aber auch einen entscheidenden Vorteil: Man lässt sich nicht beirren, weiß genau was man will. Fällt - und steht wieder auf. Über die Jahre ist so eine Band zusammengewachsen, die auf dem sturen Grundgerüst traditioneller Death- und Thrashmetal-Wucht ihre Gedanken in ganz eigenen Melodie-Auswüchsen direkt in Mark und Bein des Hörer überträgt. Es ist die Geburt des sächsischen Warmetals: Brachial entfesselt und mit brodelndem Chaos im Herzen formiert sich das Sextett in der Stunde der Entscheidung zu einer präzisen, ausgeklügelten und tödlich überraschenden Wucht. Gegen trendige Ablenkungsmanöver weiß sich Theodicy wirkungsvoll zu sperren, kennt aber auch keine Berührungsängste: Um das Konzept einer allumfassenden Beschäftigung mit dem Thema Krieg in einer in der Szene bislang neuartigen Konsequenz umzusetzen, werden Samples von Maschinengewehrfeuer, Kanonendonner oder Pistolenschüssen in die Drumgrooves integriert. Drückender Bass, massive Riffwände und eindringlich bohrende Gitarrenleads halten dazu eine verblüffende Balance zwischen infernalischen Raserei-Ausbrüchen der 90er-Deathmetal-Tradition und dem markanten Sirenen-Melodie-Gewitter des 80er-Thrash, wobei es Theodicy mühelos gelingt, diesen apokalyptischen Mix so direkt und zwingend klingen zu lassen, als seien seine Zutaten eben erst erfunden worden.
Seit 1998 wirbeln THEODICY schon durch die Welt, jedoch wirbelte das Mitgliederkarussel beständig mit und es gab bisher erst drei auftrittsfähige Formationen. Daher wurde in einer weiteren Phase der Live-Untauglichkeit im bandeigenen Studio ein erstes Album eingespielt, veredelt von Andy Classen im Stage One Studio. Dieses ist eine Art "Best-Of" der ersten fast 15 Jahre der Band. Mit neuem Sänger und Drummer folgte Ende 2017 das Death Metal-Zweitwerk "I Am War".