RADIO SCHIZO nehmen sich dieser Gespaltenheit an und erzählen auf „Die Menge macht das Gift“
rastlos sarkastische Geschichten vom Getrieben-Sein, vom Sich-Verstricken, vom Festhalten
und Verlieren, eingebettet in eine Melange aus schwarzem Hardcore und Post-Punk: das klingt
gleichzeitig brachial und sehnsüchtig. „Diese Aufnahme reflektiert sehr negative Erfahrungen
und Gefühle. Wir glauben an Katharsis durch Wut und Aktion, nicht an Resignation.“ – so
formuliert es die Band selbst.
„Die Menge macht das Gift“ ist ein DIY-Debut, doch die Produktion des Albums durch die
Berlin Studios (Christoph Andrich) steht in Sachen Druck und Klarheit einer Veröffentli-
chung von Deathwish Inc. nicht nach. Wenn am Ende von „Ohnmacht“ der Hörer sich wie-
derfinden muss und das Aufstehen schwer fällt, wird klar, dass die Stimmung dieses Albums
zwar in Biss und Bitternis Referenzen an die dunklen Gewässer der 80er anklingen lässt, hier
aber ein eigener Hafen gefunden wurde. Die inhaltliche Ansage ist nicht eskapistisch, son-
dern absolut gegenwärtig. Matthias Gephart, Sänger und Texter der Band, überschreitet als
Illustrator und Graffiti-Writer bewußt (Genre-)Grenzen, was sich auch in der Gestaltung dieses
Albums wiederspiegelt: es erscheint als nummerierte 300er Auflage mit 12 unterschiedlichen,
hand-gesiebdruckten Covern und transparentem Booklet. In „Hassbad“ teilen sich Matthias und
Andreas Löhr (CHAOS Z, FLIEHENDE STÜRME) den Gesang – der Song wurde in dieser
Besetzung im November 2013 bei der Release Show in Berlin gemeinsam uraufgeführt.