KAPELLE BOELLBERG
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DE Halle – Deutsch / Rock
KAPELLE BOELLBERG

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Ab67616d0000b2732926a29a22d149ec6a1c0f03 Kapelle Böllberg Album 2013
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Ab67616d0000b273c8971fa64b8bd9a2b4c16f4c Bunt Album 2014
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Die Band Kapelle Böllberg ist in Halle seit 2011 und immer noch so eine Art Shooting Star in der hiesigen Musikszene.

Am 19. Dezember gastieren sie im Brohmers. Reaggae, Ska, Gypsy. Ein Porträt von Mathias Schulze

Text: Mathias Schulze; Foto: www.kapelleboellberg.tumblr.com

Ansgar Lippold, Texter, Komponist und Gitarrist bei der Kapelle Böllberg, zieht die Stirn in Falten, gerade eben noch hat er im Song „Weiße Wand", zu finden auf der zweiten Platte „Bunt!", ein Bekenntnis abgegeben: „Bunt, bunt, bunt / So lieb’ ich mein Revier". Das war 2013. Und heute? Er mag es immer noch farbenfroh. Lippold überlegt, Gedankenfindungsprozesse: „Ich bin oft entsetzt, wie einfach es sich momentan wieder viele Leute machen. Eine Menge billiger Feindbilder kursieren." Schwere Zeiten für die Lebensfreude? Genau dafür steht seine Band, im Song „Fest" heißt es: „Heute wird groß aufgetischt / Männchen und Weibchen werden vermischt / Jeder bringt seine Flagge mit / Wir nähen daraus ein großes Stück." Hoffnungen, die man gebrauchen kann.
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Es ist der Flirt zwischen Blues und Rock, der nasse Zungenkuss zwischen Reaggae, Ska und Gypsy, denen Kapelle Böllberg zum Koitus verhelfen. Man höre nur einmal die raue, fröhlich-laszive Stimme von Sängerin Janika Lippold. Vertonter Sex. Alles abgeschmeckt, zusammengehalten, in Form gebracht von David Bourguignon (Bass, Gitarre, Schlagzeug, Percussion, Keyboard) und Ralf Rühlemann (Drums, Percussion). Musik für die Beine, Musik für das Herz. Musik, die alle Sorgen des Kopfes solange in den Sommerurlaub schickt, wie Nicolas Auriault (Posaune, Trompete), Leif Sommermeyer (Piano/Keyboard) und Marco Lösche (Bass) den Rahmen setzen. Regionale Mundart. Gierig nach Lust, sympathisch, lebensbejahend, im Song „Mädchenpop" heißt es augen – und hüftwackelnd: „Liebst mich Parterre / Da werd’ ich irre / La La De, La La De / Mein Scheeks, ja, mein Scheeks / Ja, mein Scheecks ist meiner!" Sinnlichkeiten und Schönheiten, egal welcher Art, waren, sind und bleiben unsere zukunftsreichsten Potenzen.

Im Sommer 2009, die Helle der Sonne schien für alle Zeiten winterfest zu machen, haben die Geschwister Ansgar und Janika Lippold am Ufer der Saale die ersten gemeinsamen Lieder gespielt, eine gelebte Willkommenskultur hat Freunde zu Instrumenten greifen lassen. Heute betreibt David Bourguignon, zu jener Zeit Drummer bei Manu Chao, ein Musikstudio in Halle. Dort sind auch die zwei Alben der Kapelle entstanden.
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„Es ist der Flirt zwischen Blues und Rock, der nasse Zungenkuss zwischen Reaggae, Ska und Gypsy, denen Kapelle Böllberg zum Koitus verhelfen.“
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2011 ging es Schlag auf Schlag, im Juni war man Vorband von Manu Chao in der Columbia-Halle in Berlin, das erste Album „Kapelle Böllberg" erblickte das Licht der Welt. Seitdem ist man in Halle als feste Größe kaum wegzudenken. Hochzeitsmuggen, private Auftritte, Straßenfeste folgten. Und immer dabei: Das Ringen um das Buntsein. Farbgebungen und musikalische Veränderungen, die laufend stattfinden. Lippold erklärt: „Hört man sich die Platten an, dann fällt auf, dass wir heute noch fluffiger als damals klingen. Ich hab’ das Gefühl, dass ich mich rythmisch jetzt festlegt habe. So fällt es leichter, die Wörter einzusetzen. Wenn man sich mit den Instrumenten auskennt, dann fließen die Wörter schneller."

Farbgebungen, Lippold kennt auch die Erdenschwere der Realität: „Ich würde gerne von der Musik leben können. David lebt ja ausschließlich davon, der Rest unserer Mannschaft hat aber auch noch hauptberufliche und private Verpflichtungen." Dennoch: Man war, ist und bleibt bissig. So zu hören im Song „Eigenheim", dort geht es endlos rhythmusgeschüttelt den goldenen Käfigen, die Emotionen vergraben, ans Schlafittchen: „Nein, nein, nein / Plötzlich brennt mein Eigenheim / Nein, nein, nein / In der Glut quiekt mein Sparschwein / Ja, ja, ja / Endlich kann ich wieder weinen." Konsumkritik, damals wie heute. Aus Lippolds Munde hört sich das so an: „Man darf den Kopf nicht hängen lassen, kann ruhig einmal die vielen, schönen Kleinigkeiten sehen. Auch die können zufrieden machen. Aber nein, der Urlaub muss immer größer werden."

Das ist keine Beschränkungsperspektive, eher das Bewusstwerden einer Welt, die immer wieder in unsere Erwartungen einbricht, sie verschiebt, uns unglücklich macht. Distanz, Beobachtungen. Will man im Bilde sein, muss man aus dem Rahmen fallen. Am liebsten holt sich Lippold die Inspiration von ganz oben: „Ich sitze oft auf den halleschen Dächern am Böllberger Weg, auf den Industriegeländen. Dort bin ich mittendrin, aber doch auch meilenweit entfernt." Zeit für Erinnerungen: „Im Urlaub in Spanien fiel mir auf, dass dort oft Jung und Alt zusammenfeiern. Das gibt es in Deutschland in dieser Form nicht so häufig." Lippold schiebt lachend und wahrheitsgemäß nach: „Außer natürlich bei unseren Konzerten." Ziele, Wünsche? Im nächsten Jahr will man wieder auf Studentenveranstaltungen spielen und die größeren Städte ins Visier nehmen. Leipzig, Berlin, Dresden. Lippold weiß, dass auch dort Farbmangel herrscht. Dennoch oder gerade deswegen erzählt er: „Wir gehen kleine Schritte. Ich kann gar nicht sagen, wo ich am liebsten spielen würde. Nur eins ist klar, ich mag es ein bisschen abgeranzt, frei und offen." Industriegelände und ihre Dächer, gentrifizierte Innenstädte und der teure Wohnraum. Goldene Käfige und der Reggae mitsamt seiner Lebensfreude. Kapelle Böllberg hat sich eindeutig verortet. Zum Glück für alle Musikfans.