Und siehe da, große Überraschung - er singt deutsch und ist auch musikalisch irgendwo im Deutschpop besserer Tage verortet. Aber man merkt ziemlich schnell, dass er nicht kurz die Welt retten will, sondern lieber gleich eine ganz neue erschafft.
Ohne großes Kalkül und Blick auf Echos und Charts. Irgendwie so ein Typ, der was zu erzählen und dabei das Gefühl hat, dass das in Deutsch am besten gehen würde. Zweifler und Kritiker mögen jetzt anmerken, ob man so etwas noch brauche, nach dem der deutsche Pop in den letzten zwei Dekaden bereits einmal durcherzählt worden ist.
Klar braucht man. Gute Musik und persönliche Texte kann man schließlich nie genug haben. Und zu erzählen hat Goldkraut einiges.
Schule mit 18 geschmissen, um mehr Zeit für die Musik zu haben. In Musikschulen als Gitarrenlehrer gearbeitet und Jugendlichen in Band- und Textworkshops die Musik nähergebracht und trotzdem war da immer dieses Gefühl: ich will die Welt von der Bühne aus sehen. Umzug aus seiner pfälzischen Heimat nach Berlin auf ein undichtes Hausboot. Kleine Gigs in Berlin und diverse musikalische Projekte später die Flucht nach vorn: Anderthalb Jahre mit dem Fahrrad von Berlin durch Polen, Russland, Kasachstan bis nach China. Und dann, wo man einmal dabei war, weiter durch Süd-Ost Asien bis hinunter nach Singapur. Wieder zurück in Berlin wird ein neuer Anlauf unternommen. Mehr Musik schreiben, mehr Projekte, mehr von allem, resultieren schließlich in über 300 Konzerten, CD-Aufnahmen und einem Einbruch ins Auto. Equipment weg. 10.000 EUR Schaden. Die Schulden werden durch ein Crowdfunding-Projekt aufgefangen.
Und irgendwie ist dies das Zeichen, alles mal wieder auf Anfang zu stellen und den letzten musikalischen Neuanfang zu starten. Der Neuanfang heißt Goldkraut und der Mann hinter Goldkraut hat Geschichten mitgebracht. Von Löwenherzen, die man braucht um trotz seiner Fehler geliebt zu werden, von Nächten an der Spree und Menschen, die erst durch ihre Makel Perfektion erlangen.