Matthias Lindermayr Quintett
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DE München – Jazz / Indie
Matthias Lindermayr Quintett

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Enja
Edit-artist-releases-release-placeholder Lang Tang Album 2015
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Ein Ton, einsam, weit und eindringlich ruft dieser Ton.

Eine Verzierung, dann ein zweiter Ton. Lang angehalten, man hört wie die Luft fließt, wie würzig-rauer Sand weht einem dieser Ton ins Ohr. Kraft hat er und nach Sehnsucht klingt er, tiefgründig und lebendig. Er strahlt nicht nur, dieser Ton hat auch dunkle Seiten. Spannung steckt darin und das Bedürfnis, etwas zu erzählen.

Unbegleitet erklingt der Trompetenton im "Prolog". Ein Ausblick darauf, was kommt: Musik, in der Geschichten erzählt werden, in einem verblüffend reifen Gestus. Charakter könnte man das nennen - eigene, unverwechselbare Stimme heißt das bei Sängern.

So klingt Trompeter Matthias Lindermayr auf seiner neuen CD "LangTang": wie ein Sänger, der den Hörer mit einer Musik lockt, die in unterschiedlichen Klangwelten aufscheint, aber den roten Faden ihrer Geschichte nie verliert.

Von Krautrock à la "Can" bis "Björk's" Electropop, von Miles Davis' rockiger Reduktion der 60er Jahre bis hin zur nordischen Melancholie von Trompetern wie Mathias Eick oder Nils Petter Molvær. All das steckt in Matthias Lindermayrs Musik, ohne diese Vorbilder und Stile nachzuahmen. Er hat seine eigene Mixtur gefunden.

Der Trompeter und Bandleader, Jahrgang 1987, aus München, hatte als Kind klassischen Klavierunterricht, spielte als Jugendlicher E-Gitarre in Rockbands und studierte dann an der Münchner Hochschule für Musik und Theater Jazztrompete bei Claus Reichstaller. Lindermayr gewann 2012 den Biberacher Jazzpreis und 2013 den Kurt Maas Jazz Award, der ihm einen fünfwöchiger Aufenthalt am Berklee College in Boston ermöglichte. Im Sommer 2013 traf er dort in Trompetenprofessor Tiger Okoshi einen wichtigen Mentor. Der Amerikaner japanischer Abstammung ermunterte Matthias Lindermayr, für ein Stipendium vorzuspielen, und so durfte der Münchner im Herbst 2014 noch einmal nach Boston. Die Erfahrungen der renommierten Jazzschule spürt man in seiner Musik, ohne, dass er deshalb amerikanisch spielen würde. Durch seine Zeit in Berklee ist er als Musiker enorm gereift.

Matthias Lindermayr hat einiges zu erzählen in seiner Musik: eine mitreißende Abenteuerstory, wie im Titelstück der CD "LangTang", nach einer Region in Nepal benannt, durch die der Trompeter 2008 wanderte. Er hat die unbeschreibliche Weite und Grenzenlosigkeit dieser Landschaft in ein wuchtiges Musikstück gepackt.

Es gibt aber auch eine romantische Liebesgeschichte, ohne Kitsch erzählt in der Komposition "Rendezvous". Nach hitziger Western-Schwüle klingt das Stück "Hunter". Fast in Minimal-Music Art schraubt sich das Stück "Invincible" zu einem abrupten Ende. Zeitlupenhaft schön nimmt "Hymn" seine volle musikalische Dichte an.

Lindermayr zeigt sich in den elf Titeln der CD als subtiler Komponist. Er hat ein besonders Gefühl für kraftvolle Harmonien und für den unerwarteten Wechsel der Stimmungen. Mit großer Wucht ziehen einen die Stücke in den Bann, oft mit genialer Einfachheit im Thema, das aber äußerst raffiniert fortgesponnen wird. Kompakt sind die Kompositionen gehalten, klare Aussagen werden getroffen, der Spannungsbogen ist perfekt aufgespannt.

Die herausragenden Musiker, die Matthias Lindermayr für sein Quintett gewinnen konnte, können und dürfen sich in seiner Musik ganz persönlich entfalten, ohne dass lange Soli von Nöten wären.

Der in Pakistan geborene und seit Jahren in München lebende Gitarrist Azhar Kamal hat die CD zusammen mit Matthias Lindermayr produziert. Seinen unerschöpflichen musikalischen Horizont, der von Soundinstallationen über Theatermusik und etlichen Einsätzen als Studio- und Bühnenmusiker in den unterschiedlichsten Genres, bis hin zu Experimenten in der klassischen Musik reicht, lässt er unaufdringlich einfließen. Seine durchdachten Soli sind immer anders, seine Sounds öffnen Klangräume und decken nichts zu. Daneben ist auf dieser CD der Münchner Tastenkünstler Roberto di Gioia zu hören, und zwar ausschließlich am Flügel. Nach langen Jahren bei Klaus Doldingers Passport, diversen Sound-Tüfteleien im Electro-Bereich und einem durchgeknalltem Spaß-Duo mit "Doofen"-Gründer Wigald Boning, ist es eindrucksvoll, den großen Feinsinn di Gioias für das akustische Klavier wieder zu erleben.

Das Bassfundament liefert Andreas Kurz am Kontrabass. Der gefragte Jazzbassist verstärkt dieses analoge Feeling in der Musik noch mehr. Sein Bass, bisweilen auch gestrichen, klingt holzig und klar, kein Effekt überlagert den erdigen Groove, den Andreas Kurz den Stücken verleiht.

Schlagzeuger Andi Haberl lässt seine ganze Persönlichkeit und die Unverkennbarkeit seines Stils in die Musik einfließen. Bei der Indie-Rock-Band "The Notwist" an den Drums und in zahlreichen Jazzformationen zu hören, gibt er Lindermayrs Musik kraftvolle Beats, ohne die Balance zu verlieren. Bei Andi Haberl stimmt die Farbmischung, wie bei einem großen Maler. Er trägt nie zu viel auf, gibt was nötig ist, kann ständig überraschen, ohne sich in den Vordergrund zu spielen.

Die Musiker um Matthias Lindermayr verstehen es, seine stimmigen Kompositionen noch ein bisschen mehr zu veredeln.

Beschlossen wird die CD "LangTang" aber wieder mit dem Sound der Trompete, nicht ganz pur, Akkorde der Akustikgitarre tragen die Klänge. "Troya" heißt dieser Epilog und man spürt ihn wieder, diesen Sand, diese Würze. Es steckt viel drin in dem Ton von Matthias Lindermayr, man möchte ihn immer und immer wieder hören.