Unplugged | No |
Cover band | No |
Members | 1 |
May / 2013 | • | Erfurt, Museumskeller | ||||
May / 2013 | • | Göttingen, Exil | ||||
May / 2013 | • | Hannover, Faustgelände | ||||
Apr / 2013 | • | Leipzig, Moritzbastei | ||||
Apr / 2013 | • | München, Backstage | ||||
Apr / 2013 | • | Mönchengladbach, Projekt 42 | ||||
Apr / 2013 | • | Osnabrück, Bastard Club | ||||
Apr / 2013 | • | Düsseldorf, Spekatakulum | ||||
Apr / 2013 | • | Ahlen, Schuhfabrik | ||||
Apr / 2013 | • | Köln, Underground | ||||
Apr / 2013 | • | Frankfurt, Nachtleben | ||||
Apr / 2013 | • | Oberhausen, Druckluft | ||||
Apr / 2013 | • | Hamburg, Große Freiheit 36 | ||||
Apr / 2013 | • | Berlin, BiNuu |
Label / Release | Type | Year | |
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Lacrima Records | |||
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We love FC St. Pauli | Single | 2010 |
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St. Pauli Tanzmusik | Album | 2010 |
St. Pauli Tanzmusik | |||
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Grüß Dich doch erstmal! | Album | 2013 |
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Wir wollen nach Rio | Single | 2012 |
Wo Spackentum und ernsthafte Ambition keine Gegensätze, sondern eine Einheit sind. Wo St. Pauli, der vielleicht schrägste Stadtteil einer internationalen Metropole, seinen schäumenden Soundtrack bekommt. Gemeinsam produzieren sie eine Mischung aus Hip Hop, Reggae, Metal, Funk, Ska...
LE FLY
„Grüß Dich doch erstmal!“
VÖ: 05.04.13 / St. Pauli Tanzmusik/Soulfood
Die Aufbauarbeit ist gemacht, der Tisch gedeckt, man weiß inzwischen Bescheid: LE FLY sind Deutschlands aufrechte Kreuzzügler für die Momente, in denen Irrsinn, musikalischer Geschmack und grenzenloser Begeisterungswille einen gemeinsamen Nenner finden. Wo Spackentum und ernsthafte Ambition keine Gegensätze, sondern eine Einheit sind. Wo St. Pauli, der vielleicht schrägste Stadtteil einer internationalen Metropole, seinen schäumenden Soundtrack bekommt. Denn LE FLY – das noch einmal für die paar Uninformierten, die das tatsächlich noch nicht mitgekriegt haben sollten - sind sechs aufrechte St. Paulianer, „offen und kollektiv glücklich“, wie sie umgehend betonen. Ihre Musik ist „ne gemischte Flyschplatte, Hauptsache es knallt“, wie Rapper Schmiddlfinga erklärt. Sechs ausgebuffte und aufgeweckte Schräghänger mit der Neigung zum hyperaktiven Unterhaltungs-Extrem und dem norddeutschen Schalk im Augenwinkel, die das Gebot der Kiez-Religion verstanden haben: Leb’ wie Du willst. Mach deinen Kram. Wir mögen dich trotzdem. Und die deshalb Musik machen, als ob alles auf dieser Welt nur einem Zweck folgt: auf möglichst natürliche Weise miteinander vermischt zu werden. „Hier ist das Leben, alles andere ist Erholung“, sagt Gitarrist Habichtjunge, neben dem anderen Gitarristen Kui der zweite neue Mann im satt dahin schippernden Fly-Kahn.
Seit ihrem Debüt „St. Pauli Tanzmusik“ wuchert die Aufregung um LE FLY wie wild. Als es
erschien, reichten die Reaktionen von Begeisterung bis Entsetzen, von Überwältigung bis Überforderung. Keine Band schien je so kontrolliert unkontrolliert wie LE FLY. Dass sie dem Stadtteilclub St. Pauli 2010 gleich noch eine Aufstiegshymne auf den Leib schusterten, schien dabei nur zwingend logisch. Dann folgte die Ochsentour, LE FLY verließen ihren Kiez und erzählten in deutschlandweit über 200 Shows davon, wie es sich so lebt in St. Pauli – und was Sinn und Zweck des Ganzen ist: „Möglichst viele Menschen dazu zu bringen sich in den Arm zu nehmen. Wie bei Moon, nur ohne heiraten… Kommunikationstanz und Blumenrap“, wie Drummer Robäng erklärt. Immer dabei: der Affenmann, so eine Art Vaterfigur und virtueller Ideen-Zampano, der diesen Sack voller Stil-Flöhe zusammenhält.
Vor gut sieben Jahren haben sie sich getroffen und sind eine Symbiose aus unterschiedlichsten Musik- Geschmäckern und Köpfen eingegangen: Metall-Kopf, Jazz-Kopf, Rave-Kopf und Rap-Kopf. Gemeinsam produzieren sie eine Mischung aus Rock, Hip Hop, Reggae, Metal, Funk, Ska, Klezmer und etwa zwei Dutzend weiteren Musikstilen, die einzeln aufzuzählen sinnlos ist, da am Ende alles eins wird - St. Pauli Tanzmusik eben, die auch schon mal als „Schützengraben-Reggae“ bezeichnet wurde. Dieser Genre-Grenzgang ist zugleich Ziel und Bestimmung, Aufgabe und Ausweg. Und es geht auch gar nicht anders, wie Schmiddlfinga findet: „Der abwechslungsreichtum ist zunächst mal unserem extrem demokratischen Haufen geschuldet, aber andererseits entsteht dadurch erst das Gesamtkonzept von LE FLY. Und bevor einer traurig ist, dass sein Lieblingspart rausfliegt, bauen wir doch lieber alles ein. Die Songs müssen ja trotzdem funktionieren und sich als Einheit darstellen, weshalb wir mit viel Diplomatie immer nach dem größten gemeinsamen Nenner suchen.“
Wie sehr dies gelingt, haben sie mit „St. Pauli Tanzmusik“ bewiesen. Das Debüt war eine Standortbestimmung von so vielschichtiger Deutlichkeit, dass sich kaum jemand, der damit einmal in Kontakt kam, dem entziehen konnte. Denn es ist nahezu ausgeschlossen, beim Hören ihrer Musik nicht in brutal gute Laune zu verfallen und dem Gott der Konventionen den größtmöglichen Mittelfinger entgegen zu strecken. Nun geht es weiter, es folgt der nächste Schritt: Die St. Pauli Tanzmusik geht raus in die Welt, schaut sich um, holt Interessantes ab und kehrt zurück in den Kiez. Auf LE FLYs zweitem Album „Grüß Dich doch erstmal!“ verdichtet sich eine Rakete an notdürftig gebändigtem Un- und Wahnsinn, das den Stil-Irrsinn des Debüts noch mal locker in den Schatten stellt und dabei so mächtig und zwingend klingt wie sonst nur Alben, für die ein Majorlabel problemlos einen sechsstelligen Betrag ausgeben würde.
LE FLY brauchen so etwas nicht, denn selbst ist der St. Paulianer. Hier entwickelt jeder seine eigene
Perspektive und Lebenshaltung, hier schmiedet man sein Glück aus dem Stahl des Individualismus. LE FLY haben das verstanden und vom ersten Tag an sehr konstant auf hohem Niveau alles selber
gemacht. Und wenn wir ‚alles’ sagen, meinen wir: ALLES. „Eine bessere 360-Grad-rundumbetreuung kann es gar nicht geben, als wenn man aus Überzeugung alles selber macht“, sagen sie. Von der Grafik über das Tourbooking, dem Drehen von Videos, dem Bezahlen des Studios und der ganzen Label- und Promotionarbeit für ihre selbst gegründete Plattenfirma ‚St. Pauli Tanzmusik’. LE FLY haben sich ihr eigenes autarkes Netzwerk geschaffen, das sie vollkommen frei sein lässt. „Die Strategie ist ganz einfach: nachhaltig seine Geschicke in die eigene Hand zu nehmen, selber zu lenken und langfristig davon zu profitieren.“ Aufgrund der Substanz, die sich LE FLY mittlerweile erspielt haben, eine kluge Vision. Denn eine Band, die aus St. Pauli kommt, ist nun mal speziell. Das liegt in der Natur der Sache.
Wer sonst würde etwa den Karneval in Rio dermaßen zwingend mit dem Schmutz und Glamour von Hamburgs sündigster Meile kreuzen? Künstlerisch ist dies für LE FLY nur ein Katzensprung. Wie der neue Song „Wir wollen nach Rio“ beweist, die erste Single des neuen Albums „Grüß Dich doch erstmal!“. In diesem High-Speed-Samba-Klezmer-Ska finden sich wieder einmal alle Zutaten, die aus LE FLY eine einzigartige Formation gemacht haben: Rock und HipHop. Ulk und Unruhe. Funk und Punk. Raps und Refrainchöre des Wahnsinns. Bläsersätze aus der Wäschetrommel und Balkan-Feelings von der Schotterpiste. Und so vieles mehr, dass man dafür nur schwer Worte finden kann. „Ein Lied voller Lebensbejahung, Liebe, Reflexion und Weisheit“, findet die Band selber. Und so eine Art self-fulfilling prophecy: Denn es ist erklärtes Ziel von LE FLY, einmal bei ‚Rock in Rio’ aufzutreten. „Danach können wir uns auch problemlos auflösen“, scherzt Schmiddlfinga. Begleitet wird die Single von einem knarzenden Gauner-Video, das dem legendären „Sabotage“-Clip von den Beastie Boys locker Konkurrenz macht und auch als direkte Hommage zu verstehen ist.
Seit dem Debüt kamen zwei neue Kapaiken hinzu. Mit den beiden Gitarristen Kui und Habichtjunge haben LE FLY an Wucht und Spielwitz noch mal ordentlich zugelegt. „Jetzt ist alles noch besser, die Chemie hat noch mal eine ganz andere Dynamik“, findet Robäng. „Und mit zwei Gitarren brät das alles noch mal ganz anders. Die beiden Neuen bringen sich auch weit mehr in das Songwriting ein.“ Gut ist, dass die beiden sich schon lange kennen und bereits zuvor in anderen Formationen die üblichen Gitarristen-Egos abgeschliffen haben. „Für Kui und mich war LE FLY wie eine Erlösung. Nichts gegen unsere früheren Bands, aber das war alles schon immer stilistisch stark eingegrenzt, man hat so seinen Stiefel gespielt. LE FLY ist dagegen die komplette Freiheit. Wir können machen, was wir wollen, und liegen trotzdem immer richtig damit. In welcher anderen Band geht sowas schon?“, fragt Habichtjunge. Und Basser Bastus ergänzt in seiner gewohnt knappen Art: „Wir sind jetzt einfach die sechs LE FLY-Eckis auf den Punkt. Fertig.
“Eingespielt wurde „Grüß dich doch erstmal!“ mit dem jungen Produzenten David Bonk in Peter Hoffmanns Capellmeister Studio in Vögelsen. Also auf höchst professionellem Niveau und doch völlig unbeeinflusst von außen. Hoffmann, so eine Art Doyen der deutschen Rockmusik, steht der Band seither als weiser Begleiter in Business- und Strategie-Fragen zur Seite, denn auch ihn hat seit den Aufnahmen der LE FLY-Virus gepackt. Wie es so ziemlich jedem geht, der einmal mit der Band in Kontakt gerät und auch nur eine Spur von Glaube an den Individualismus in sich trägt. Siehe auch die mexikanische Latin-Ska-/Mestizo-Band Pantéon Rococó, die zusammen mit den Paulianern den Song „Es geht nicht ohne“ aufnahmen, einen Benefiz-Song für die Hamburger Initiative ‚Viva con Agua’. Womit sich beweist, dass sich die Besonderheit und Einzigartigkeit von LE FLY bereits bis nach Mittelamerika herumgesprochen hat. Denn LE FLY ist eben das: gelebter Individualismus von sechs Typen, die von ihrer Gegensätzlichkeit angezogen werden und gemeinsam zu einem unschlagbaren Bunch werden. Dabei, so Robäng, „wollten wir nie etwas Bestimmtes machen, wir wollten einfach nur machen. Dass da am Ende dann so etwas Eigenständiges steht, hat niemand ernsthaft beabsichtigt.“ Und Habichtjunge ergänzt: „Ein offenes Herz wird schneller reich.“ So offen, wie die Herzen von LE FLY sind, dürften sie zu den Milliardären der Liebe zählen. Und das nicht nur auf St. Pauli, wo seit jeher alles möglich ist. Sondern demnächst bis nach Rio. Mindestens.