Frederik Köster / Die Verwandlung
Large_uncropped_9bed1392
DE Köln – Jazz
Frederik Köster / Die Verwandlung

Media

Fan Base
Trends are built for last 28 days
Show details
Fan Locations
Gig History
No gigs added
Videos
Releases
Label / Release Type Year
Traumton Records
Edit-artist-releases-release-placeholder Tension / Release Album 2015
Edit-artist-releases-release-placeholder Die Verwandlung Album 2013
Contact
Icon-booking
Booking
No Agency
Icon-management
Management
No Management
Icon-label
Publishing
Unsigned
Press Text
Press-text-quotation-mark
Frederik Köster / Die Verwandlung - Tension / Release Vor drei Jahren präsentierte der Kölner Trompeter Frederik Köster das erste Album seiner damals neu formier- ten Band Die Verwandlung.

Mit Pianist Sebastian Sternal und Schlagzeuger Jonas Burgwinkel, deren eigene Produktionen jeweils schon einen Jazz-„Echo“ erhielten, sowie Bassist Joscha Oetz geht Die Verwandlung musikalisch in eine andere Richtung als Kösters vorheriges Quartett. Dieses brachte ihm bereits den Neuen Deutschen Jazzpreis sowie ebenfalls eine „Echo“-Auszeichnung ein, zudem internationale Konzerte von Mexi- ko über Indien bis zum North Sea Festival.
„Die Verwandlung ist in gewisser Weise komplementär zum Quartett“, erklärt der 1977 im Hochsauerlandkreis geborene Köster, „meine Idee war, mehr Facetten zu zeigen, freier mit den Kompositionen umzugehen und die Interaktion innerhalb der Band zu intensivieren.“ So tendiert die Band bewusst zu manchen Jazz-Idealen aus der Zeit vor „Bitches Brew“ und Fusion-Jazz. Zumal Kösters Trompetenspiel primär von Freddie Hubbards So- und und Stil inspiriert ist, während er an Miles Davis insbesondere dessen konzeptionelle Wandlungen und Relevanz als Gesamtkunstwerk schätzt. Ungeachtet aller Einflüsse klingen Köster & Co. originell und zeitge- mäß, nicht zuletzt durch den sparsamen, pointierten Einsatz elektronischer Effekte. Anfangs lebte Die Ver- wandlung von der Frische und Spannung, die jeder neu zusammengestellten Formation innewohnt. Inzwi- schen haben die vier Persönlichkeiten zwischen Anfang 30 und Anfang 40 viel zusammen gearbeitet, neben gemeinsamer Spielfreude ein intuitives Einverständnis entwickelt. „Wir können uns immer noch gegenseitig überraschen“, konstatiert Köster begeistert und schätzt gleichzeitig das Vertrauen in die Partner, dass es ermög- licht, „Kontrolle abzugeben und sich beim Spielen fallen zu lassen.“
Das neue Album Tension/Release war schon länger geplant, musste aber einige Zeit verschoben werden, weil Frederik Köster 2013/14 ausgiebig mit Trilok Gurtu in Europa auf Tournee war. Die Warten wird belohnt. Tension/ Release bietet viel Dynamik, einige unvorhersehbare Wendungen und unerwartete Eindrücke. Beispielsweise setzt sich Sebastian Sternal jetzt auch ans Rhodes Piano, das „etwas dreckiger klingt“ als der erhabene Flügel, so Köster. Der Bandleader greift seit längerem mal wieder zum Flügelhorn und erweitert dadurch das Klang- spektrum. Es reicht nun von lyrischen Passagen über melodische, rundgeschwungene Töne bis zu weiten Bö- gen und strahlenden Modulationen, die fein ziseliert und gleichzeitig kraftvoll sein können.
Den Rahmen von Tension/Release bilden das melancholisch angehauchte „Opening“ sowie das ebenso knapp gehaltene, vielschichtige „Closing“. Mit beiden Skizzen verbeugt sich Köster vor Altmeister Kenny Wheeler, den er noch kurz vor dessen Tod getroffen hat. Das zweite Stück des Albums, „Shiva“, zeigt eine zunächst zurück- haltende, dann immer kräftiger zupackende Band und fesselt mit intensiver Dramaturgie. Köster intoniert varia- bel über ausgeklügelte rhythmische Strukturen, interessante Klaviermotive, zunehmend verwirbelte Drum-Pat- terns und markante Basslinien. Der intelligente Groove packt Musiker wie Hörer, Sebastian Sternal fliegt gera- dezu durch alle Register, Shivas mystische, universelle Energie scheint direkt in die Band zu fahren. Eine Atem- pause gewährt das melodische „Ocean Park“ mit langen Noten, subtilem Bass-Solo und insgesamt warm-tim- brierter Ästhetik. Zwischen Eleganz und Offensive, Transparenz und Verdichtung changiert „The Void“; beinahe impressionistisch erscheint die Klavierfigur von „Saint-Brieuc“, zu der Burgwinkel seine Felle mit den Händen schlägt und Köster zunächst fast verwehende Töne haucht.
Der Name des Albums, Tension/Release, leitet sich von der gleichnamigen Komposition ab und spielt nicht nur auf musikalische Stilmittel an. „Spannung und Entspannung kommt natürlich im Jazz immer wieder vor, aber eben auch in anderen Teilen des Lebens“, sinniert Köster. Das Stück hat zwei kontrastierende Teile, einen eher melodisch-harmonisch orientierten und einen auf Rhythmus fokussierten. Zunächst atmosphärisch, mit gestri- chenem Bass und perlenden Klavierfiguren, wird es durch offene Schlagzeugmuster langsam etwas konkreter. Nach einem Break verdichten sich die Beats, führen Köster und Sternal einen abstrakten Dialog, insistiert die Trompete ohne Schärfe in hohen Lagen. „Während ich das Stück schrieb ging mir durch den Kopf, dass das Leben generell nach diesem Prinzip funktioniert“, erzählt Köster, „alles hat zwei Seiten und es geht immer um Yin und Yang.“ Das gilt sogar für die Gottheit Shiva, die im Hinduismus für Zerstörung und Erneuerung steht.
Auch das aktuelle Repertoire ist größtenteils notiert, sagt Frederik Köster, „aber gute Musiker finden immer ei- nen Weg, aus dem System rauszugehen und Konzepte über den Haufen zu werfen.“ Mit „Schaltjahr“ kam aus- nahmsweise ein älteres Stück auf das neue Album, denn „es klingt in dieser Besetzung ganz anders und passt einfach zu unserem aktuellen Spielgefühl.“ Einen überraschender Effekt streut hier Sebastian Sternal ein, indem er gleichzeitig in die Tasten des Flügel und des Rhodes greift.
Wiederum enthält Tension/Release einen Song, gesungen von Tobias Christl. Diesmal hat Köster dafür ein Ge- dicht von James Joyce vertont. „Ich war schon immer Fan von guten Songs und Singer/Songwritern wie Bob Dylan und Joni Mitchell“, erklärt er. „Obwohl ich mit neun mit der Trompete anfing und zwei Jahre später klassi- sches Klavier dazu kam, habe ich später in Rock- oder Skapunk-Bands Gitarre oder Orgel gespielt.“ Konse- quent beschäftigte er sich damals mit Pink Floyd und den frühen Genesis, dann mit Jeff Buckley, Rage Against The Machine und The Prodigy. Oder Bad Religion, „wegen der Songtexte“. Relativ spät wechselte Köster voll- ends in den Jazz, nachdem er bereits eine Weile klassische Trompete studiert hatte. Dennoch schreibt er wei- terhin gerne Songs. „Ich weiß, dass ich kein besonders guter Texter bin. Deswegen komponiere ich lieber zu Poesie von Allen Ginsberg oder eben James Joyce.“ Als Komponist und Trompeter gehört Frederik Köster ohne Frage zu den interessantesten Charakteren seiner Generation.