C-Raze, der Newcomer aus Würzburg stellt diese Regel mal so eben auf den Kopf. Mit Leidenschaft und dem Hang zur Perfektion verschreibt sich der 24 Jährige bereits seit zehn Jahren ganz der Musik. Technisch und thematisch hat er in dieser Zeit fast alles probiert und aus seinen Erfahrungen längst einen eigenen, unverwechselbaren Stil kreiert. Der ist vor allem vielfältig und geprägt von dem unbedingten Willen, immer noch einen drauf zu setzen. Ohne kommerziell in Erscheinung zu treten, experimentierte C-Raze auf Online-Tapes und Live Gigs und veröffentlicht nun sein erstes Studioalbum. Mit „Ikarus“ legt er nicht nur ein in jeder Hinsicht beeindruckendes Werk vor, er führt auch den Beweis, dass er im Rapgame ganz vorne mitmischen kann.
Selbst eine freudige Vorahnung schützt den Hörer nicht, von den insgesamt 14 Tracks regelrecht überfallen zu werden, die wortgewaltig und auf klassischen Boom-Bap Beats daherkommen. C-Raze präsentiert sich mal als Träumer, mal als Realist und entschlüsselt als scharfer Beobachter seine Lebenswirklichkeit in den Verbalkaskaden seiner Strophen. Dabei wandelt er stets auf einem schmalen Grad zwischen Angriffslustigkeit und Resignation, die er seinen Hörern genauso leidenschaftlich wie authentisch vermittelt. Vielleicht erst auf den zweiten Blick wird die Gegensätzlichkeit als bewusstes Element dieses Konzeptalbums sichtbar, das keine Zufälligkeiten duldet und auf dem jeder Song und jede Zeile ihren ganz eigenen Platz findet. So facettenreich sich C Raze auch thematisch in Extremen ergehen mag, schafft er mit „Ikarus“ doch ein stimmiges Gesamtwerk, das nicht nur Ausschnitte seines Empfindens spiegelt, sondern für eine ganze Generation spricht. Technisch brillant und inhaltlich so verdichtet, dass es sich lohnt, immer wieder ganz genau hinzuhören.
Schon die mythologische Namensgebung der Platte macht unmissverständlich klar, was Sache ist: Wie damals Ikarus möchte hier einer hoch hinaus. Anders als sein bekanntlich gescheitertes Vorbild treibt C-Raze aber nicht der Übermut. Im Gegenteil – er weiß genau, was er kann und begibt sich, gut vorbereitet, auf einen musikalischen Höhenflug. Wir dürfen ihn genussvoll dabei begleiten.